1. Dezember 2015

Lass es uns doch probieren, es kann funktionieren oder Die Topografie der Zwischenräume

"Die Kunst der Künstlerinnen ist die Kunst der Krise" – Rosa Flusser.

Sie sind vom schüchternen Hänfling zur Kapitänin der Nationalmannschaft geworden.
Warum wollen sie es nicht mehr sein?
(rf) Ich würde sagen, dass sich da genaues Hinsehen lohnt. Sagen wir so: Am Anfang war ich tatsächlich skeptisch.
Mein rechtes Bein war normal und gesund. Doch ich wollte es weghaben. Denn wer Teilzeit arbeitet, kommt für kritische Praxis und visionäres Denken oft nicht mehr in Frage.
Ich habe es ja selbst jahrelang durchgezogen.

© intersubjektiven 2015

Sagen wir so;
die blöden Sprüche haben mich nie getroffen.
Aber das Gelände der gleichberechtigten künstlerischen Praxis ist in den Krater einer kategorischen Baustelle gerutscht. Mein roter Bagger holt das Papier aus dem Erdreich. Erster Schritt: Die geborgenen Materialien einfrieren.


Wer hat ihre Tochter eigentlich tagsüber betreut?
(rf) Ich habe um jedes freie Wochenende gekämpft. Um mal auf die ungleiche Bezahlung einzugehen.
Sagen wir so: Ein Star wollte ich nie werden.
Mutter zweier Kinder, Ehefrau – und auch die Männer. Ich kann noch so viel machen: Wahlfreiheit, erfolgreich sein, Selbstausbeutung, selbst bestimmen, Häme und Arroganz, Exklusivität ...


Ob ich mit der Unterstellung leben kann?
(rf) Ich habe eine Reissorte entwickelt, die den Kapitalismus abschaffen kann. Doch die Autokratinnen protestieren noch gegen den Anbau. Der Reis ist emanzipatorisch verändert und damit in vielen Augen eine Gefahr.
Augen, Hände, Leidenschaft. Alles eine Frage der Prinzipien. Man kennt das ja aus der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel bei der Herstellung von Tütensuppen: Etwas Gefrorenes soll Trocknen, aber es soll dabei keine Nässe entstehen.
Das gemeinsame Wir macht immer noch mehr Angst als die massenhafte Vereinzelung. Meine Repression gehört mir. 
Wo ist die Kohle? Wo bleibt die Flut?
Die Frage ist doch, ob ich als Mensch dauerhaft so leben will. In Vielfalt bewusst sein und achtsam vertrauen – das wäre schön.

Die alpha nova & galerie futura lud in Zusammenarbeit mit gNg 20 Frauen zu einem Workshop ein, der den Fokus auf das prekäre Arbeitsumfeld für Berliner freie Künstlerinnen brachte. Wir legten den Schwerpunkt auf die produktiven und kreativen Potentiale. Dies ist eine von verschiedenen Text-Bild-Collagen, die in diesem Rahmen entstand.